G N O M O N I K
- Inhaltsverzeichnis
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- 2.1 Was ist eine Sonnenuhr
- 2.2 Zeitmessung mittels einer Sonnenuhr
- 2.3 Die gnomonische Projektion
- 3.1 Antike- oder Temporalstunden
- 3.2 Wahre Ortszeit (WOZ)
- 3.3 Mittlere Ortszeit (MOZ)
- 3.4 Zonenzeiten
- 4.1 Sonnenuhren für WOZ bezogen auf einen
Zonenmeridian
- 4.2 Tages- und Nachtlängen
- 4.3 Sonnen- Auf- und Untergänge
- 4.4 Mittags- bzw. Mitternachtsanzeige für andere
Orte
- 4.5 Monduhren
- 4.6 Analemmatische Sonnenuhren
Im Jahre 1993 veröffentlichte der Österreichische Astronomische Verein, Arbeitsgruppe
Sonnenuhren die 2. Auflage des von Karl Schwarzinger verfassten Katalog der ortsfesten Sonnenuhren in
Österreich. Der in diesem Katalog enthaltene Artikel einer Einführung in die Theorie der Sonnenuhren
ist hier wiedergegeben. Er soll aufzeigen, wie eine Sonnenuhr im Prinzip funktioniert und welche Informationen
sie dem Betrachter geben kann. Die Ausführungen in Punkt 4 (Besondere Sonnenuhren ) beziehen sich vorwiegend
auf die in Österreich vorkommenden Sonnenuhrentypen. Falls Sie sich in die Gnomonik vertiefen oder selbst
eine Sonnenuhr bauen wollen, verweise ich Sie auf die in der Seite 'Bücher/Links'
dieser Homepage angegebene Literatur.
2.1 Was ist eine Sonnenuhr ?
Der Begriff 'Sonnenuhr' wird in Lexika in der Regel unvollständig definiert. In einem bekannten Lexikon
liest man unter Sonnenuhr :
'Ein Zeitmesser, der aus der Lage des Schattens eines von der Sonne beschienenen Stabes die wahre
Ortszeit erkennen läßt. Der Stab muss parallel zur Erdachse liegen. Der Neigungswinkel gegen die Ebene des
Horizonts ist demnach gleich der geographischen Breite des Aufstellungsortes.'
Darauf folgt eine Beschreibung einer Äquatorial-, einer Horizontal- und einer Vertikaluhr. Es gibt jedoch
eine Unzahl ' Sonderformen', welche die o.a. Definition nicht oder nur ungenau erfasst.
Prof. Dr. Gerhard Aulenbacher, Mainz, Vorsitzender des Arbeitskreises Sonnenuhren in der Deutschen Gesellschaft
für Chronometrie, schlägt für den Begriff 'Sonnenuhr' folgende allgemeine und vollständige
Definition vor :
'Die Sonnenuhr ist ein Instrument, das Funktionen der Sonnenkoordinaten anzeigt'.
Diese Definition entspricht den tatsächlichen Verhältnissen besser. Das Zifferblatt einer Sonnenuhr
kann so vielseitig gestaltet werden, dass mit Hilfe des Schattens eines Stabes, einer Kante oder eines Punktes
nicht nur eine Zeitablesung möglich ist, sondern darüber hinaus kalendarische, astronomische,
geographische und astrologische Informationen gewonnen werden können.
2.2 Zeitmessung mittels einer Sonnenuhr
Zur Zeitmessung kann
jeder periodische Vorgang verwendet werden, zum Beispiel das Schwingen eines Pendels oder eines Quarzkristalles.
Die Sonnenuhr nutzt als einziger 'absoluter' Zeitmesser die Bewegungen der Erde. In Abb. 1 ist eine Parallele zur
Erdachse dargestellt. Sie schließt mit der Horizontalebene den Winkel j
(geographische Breite des Standortes) ein und zeigt zum Himmelsnordpol.
Im scheinbaren, geozentrischen Weltsystem beschreibt die Sonne in einem Sonnentag eine Kreisbahn um die Erde,
also auch um die dargestellte Erdachsparallele.
Ein Teil der täglichen Sonnenbahn ist durch die 'Momentaufnahme' der Sonne zu vollen Stunden (WOZ) erkennbar.
Die Ebenen durch diese Sonnen und der erdachsparallelen Geraden ergeben das Stundenebenenbündel. Infolge der ständigen
Änderung der Deklination der Sonne, also des Einfallswinkels der Sonne gegenüber der Äquatorebene,
ist die Lage der Stundenebenen nur dann konstant, wenn die Schnittgerade des Ebenenbündels parallel zur Erdachse
liegt.
Wird dieses Ebenenbündel durch eine Fläche geschnitten, ergeben die Schnittlinien das Zifferblatt und die
erdachsparallele Gerade den Schattenstab einer Sonnenuhr.
Das Lineament eines Zifferblattes einer Sonnenuhr ist somit abhängig von der geographischen Breite des
Standortes und der räumlichen Lage des Zifferblattes.
Theoretisch kann jede Fläche als Zifferblatt benützt werden, praktisch sind aber nur jene Flächen sinnvoll,
auf die im Laufe des Tages (bzw. im Laufe des Jahres) ein Schatten des Stabes fällt.
Die meisten Sonnenuhren wurden und werden auf ebenen Flächen konstruiert. Diese ebenen Flächen haben
darüber hinaus fast immer eine besondere Lage. Die Lage der ebenen Zifferblätter werden in Bezug auf
den Horizont und die Ortsmeridianebene angegeben. Da sich die weitaus grösste Zahl der Sonnenuhren auf
senkrechten Hauswänden befindet, ist dieser Sonnenuhrentyp am häufigsten vertreten. (Deutschland ca.
80%, Österreich 98% ).
Mit der Bezeichnung 'ebenes vertikales Zifferblatt' ist die Lage des Zifferblattes im Raum noch nicht eindeutig
festgelegt. Zur exakten Lagebestimmung des Zifferblattes ist der Winkel, den die Normale auf die Zifferblattebene
mit der Südrichtung einschliesst, notwendig. In der Regel wird dieser Winkel mit d (Deklination)
bezeichnet. Er wird von der Südrichtung gegen Westen positiv und gegen Osten negativ gezählt. In
Sonnenuhrenverzeichnissen wird die Zifferblatt - Deklination meist nicht im Winkelmaß, sondern nach den
Angaben der Windrose angegeben, je nachdem in welche Richtung die Zifferblattnormale zeigt.
2.3 Die gnomonische Projektion
Wie schon angedeutet wurde, kann die Sonnenuhr eine Vielzahl von Informationen liefern, die meisten davon jedoch
nur mit einem punktförmigen Schattengeber.
In Abb. 2 ist ein ebenes, horizontales Zifferblatt dargestellt. Z ist der Ansatzpunkt des erdachsparallelen
Schattenstabes Z-G. Wir wollen in der Folge G als punktförmigen Schattengeber verwenden. G ist der
Mittelpunkt des dargestellten sichtbaren Teiles der Himmelskugel. Im geozentrischen Weltsystem bewegen sich alle
Himmelskörper auf dieser gedachten Kugel. Die Sonne wird im Ortsäquatorsystem der ruhenden
Himmelskugel, welches für unsere weiteren Betrachtungen verwendet wird, mit den sphärischen Polarkoordinaten
d = Deklination der Sonne ( - e <
d< e) und t =
Stundenwinkel (-180° < t <= 180°) festgelegt. Dabei bedeutet
e ( 23.44°) die Neigung des Himmelsäquators zur Ekliptik. Die Deklination
d wird vom Äquator aus nach Norden positiv gezählt. Der Stundenwinkel
t wird von jenem Himmelsmeridian aus gezählt, der durch den Standort der
Sonnenuhr geht, und zwar von Süden aus nach Westen positiv und nach Osten negativ. Der Stundenwinkel
liefert die wahre Sonnenzeit.
Das Zifferblatt der Sonnenuhr entsteht durch Zentralprojektion der Himmelskugel durch den schattenwerfenden
Punkt G. Sie wird gnomonische Projektion genannt. Die täglichen Bahnen der Sonne (Annahme :
d = konstant) sind Parallelkreise zum Himmelsäquator und entsprechen auf dem
Zifferblatt Kegelschnitten. Ist (90° - j) > e
, dann sind diese Kegelschnitte Hyperbeln. Das trifft für ganz Mitteleuropa zu. Diese Kegelschnitt - Kurven
bezeichnet man als Datums- oder Deklinationslinien. In Abb. 2 sind die Deklinationslinien für die Sonnenwenden
und für die Tag-und Nachtgleichen dargestellt. An zwei Tagen des Jahres, nämlich zu den Tag-und
Nachtgleichen läuft die Sonne im Himmelsäquator, also auf einem Großkreis.
Großkreise werden als Gerade abgebildet. Die Projektion des Himmelsäquator ist demnach eine Gerade.
Man könnte auf einem Zifferblatt die Datumslinien für jeden Tag des Jahres darstellen. Ein Zifferblatt
dieser Art wäre unübersichtlich, daher beschränkt man sich in der Praxis auf die Darstellung
weniger signifikanter Datumslinien. In den meisten Fällen enthalten Zifferblätter die Datumslinien
der Tierkreise. Die Tierkreise teilen die Ekliptik in zwölf gleiche Teile zu je 30°, angefangen vom
Frühlingspunkt. Ihre Namen, Symbole und Zeitspannen sind allgemein bekannt. Die Datumslinien der Tage des
Beginns der 12 Tierkreiszeichen lassen sich mit 7 Datumslinien darstellen. Deshalb ist diese
Datumslinien - Darstellung sehr beliebt. Abb. 3 zeigt eine Sonnenuhr mit den Datums- (Deklinations-) Linien
(blau) des Tierkreises.
Die Meridiane der Himmelskugel ( t = konstant) werden als Gerade abgebildet und
schneiden sich in Z, dem Ansatzpunkt des Schattenstabes. Sie sind Zeitlinien der wahren Orts- oder Sonnenzeit
(WOZ).
Die ursprünglichste Aufgabe, die eine Sonnenuhr zu erfüllen hat, ist die Anzeige der Zeit. Im Laufe
der Geschichte hat sich die Einteilung der Tageszeit, also die Gebrauchszeit, mehrmals geändert.
3.1 Antike- oder Temporalstunden
In der Antike wurden der Tagbogen der Sonne, d. h. die Zeit von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang, sowie der
Nachtbogen in jeweils zwölf gleich lange Teile geteilt. Im Sommer sind die Tagstunden länger, im
Winter kürzer. Daher werden sie auch als Temporalstunden bezeichnet. Dieses
Stundenmaß wurde bis zum Ende des Mittelalters benützt.
Zwischen dem 8. und 15. Jahrh. wurden in Europa an nach Süden gerichteten Wänden von Kirchen
Sonnenuhren errichtet, die sich von den antiken Sonnenuhren ableiten lassen. Ihr Hauptzweck war, die
Gebetszeiten anzugeben. Deshalb bezeichnet man sie als kanoniale Sonnenuhren. Die Zeitlinien
wurden in unterschiedlicher Anzahl eher primitiv in Stein gemeisselt. Die kanonialen Sonnenuhren sind keine
Zeitmesser im heutigen Sinn, sondern hatten lediglich die Aufgabe, den lichten Tag in bestimmte Zeitabschnitte
zu teilen.
Als Schattengeber dient ein rechtwinkelig auf das Zifferblatt gestellter Stab, den man als Gnomon
(griech. = Weiser) bezeichnet. In Österreich sind nur wenige kanoniale Sonnenuhren erhalten geblieben.
Im obigen Bild ist eine kanoniale Sonnenuhr aus dem Deutschen Museum in München zu sehen. Der Tageslauf
(lichter Tag) ist in 8 Teile geteilt. Die 5 Zeitlinien mit einem Querstrich bedeuten die Gebetsstunden.
3.2 Wahre Ortszeit (WOZ)
3.2.1 Allgemeines
Etwa im 14. Jahrh. kam es zu einem Wechsel der Stundenzählung. Die ungleichen antiken Stunden wurden durch
gleichlange Stunden verdrängt. Man teilte nun die Zeit beginnend mit dem unteren Meridiandurchgang, also um
Mitternacht, bis zum nächsten unteren Meridiandurchgang in 24 gleichlange Stunden. Sie werden als
Äquinoktialstunden bezeichnet. Das auf der Grundlage des wahren Sonnentages aufbauende
Zeitmaß: nennt man wahre Sonnenzeit bzw. da es sich immer auf einen Ort bezieht,
wahre Ortszeit (WOZ). Sonnenuhren, welche die WOZ anzeigen, besitzen einen erdachsparallelen
Schattengeber. Die 12-Uhr-Zeitlinie ist gleichzeitig die Schnittlinie des Zifferblattes mit der Meridianebene
(Abb.3).
Am Dom zu Regensburg auf einem Südpfeiler (Bild nebenan) befinden sich eine Sonnenuhr aus 1487 mit
Temporalstundenlinien und waagrechtem Schattenstab sowie darüber eine Sonnenuhr datiert mit 1509 welche
Äquinoktialstunden angibt und einen erdachsparallelen Schattenstab besitzt.
Im ersteren Fall ist die Mittagslinie der Übergang von der 6. zur 7. Stunde und bei der zweiten,
jüngeren Sonnenuhr ist die Mittagslinie die XII-Uhr Anzeige.
Neben der Einteilung des Tages in 24 gleichlange Stunden von Mitternacht bis Mitternacht, wurden auch andere
Stundenteilungen des Sonnentages verwendet :
3.2.2 Italienische Stunden (auch als italische, böhmische oder welsche Stunden bezeichnet)
In manchen Gebieten Europas, insbesonders in Norditalien aber auch im Tessin/Schweiz, wurde nach
Einführung der Äquinoktialstunden der Beginn der 24 Stunden - Zählung auf den
Sonnenuntergang gelegt (horae ab occasu solis).
Die 1. Stunde beginnt somit bei Sonnenuntergang. Der Stundenwinkel ist bei diesem Zeitmodus von der Deklination
der Sonne, also vom Datum abhängig. Deshalb benötigt man zur Zeitablesung einen Punktschattenwerfer.
Bei Sonnenuhren mit italienischen Stunden kann die Zeitspanne bis Sonnenuntergang unmittelbar
abgelesen werden (Abb. 4)
3.2.3 Babylonische Stunden (auch als griechische Stunden bezeichnet)
Bei diesem Stundenmaß beginnt die Zählung der 24 gleichlangen Stunden bei Sonnenaufgang
(horae ab ortu solis). Der Stundenwinkel ist wie bei den italienischen Stunden vom Datum abhängig,
daher können diese Stunden nur mit einem Punktschattenwerfer abgelesen werden. Der praktische Aspekt dieser
Zeitmessung : man kann die Zeitspanne seit Sonnenaufgang direkt ablesen. In vielen Fällen
werden auf Sonnenuhren sowohl die babylonischen als auch die italienischen Stunden dargestellt. (Abb.4)
3.2.4 Planetenstunden (horae planetarum)
Auf einer Sonnenuhr (verm. 16. Jahrh.) im Bibliothekshof der ehem. Kartause Gaming in Niederösterreich
(siehe Bild links) findet sich der Hinweis Horae Planetaru[m].
Nach Drecker : 'Die Theorie der Sonnenuhren' werden die Planetenstunden entsprechend den seit
Sonnenaufgang aufgegangenen Zwölfteln der Ekliptik gezählt. Sie dienten astrologischen
Zwecken.
In den meisten Fällen werden jedoch die antiken (temporalen) Stunden irrtümlich als Planetenstunden
bezeichnet. Das trifft auch für die Sonnenuhr in der ehemaligen Kartause Gaming zu. Dargestellt sind die
Temporalstunden von 1 bis 6. Die Mittagslinie fällt mit dem Ende der 6. 'Planetenstunde' zusammen.
Mit Hilfe des Sonnenuhren - Berechnungs - Programms von Fer J. de Vries, Eindhoven, NL wurde eine Zeichnung
für eine vertikale Sonnenuhr angefertigt (j = 47° 50') mit
Temporal- und Planetenstunden im Sinne der Definition von Drecker (Zeichnung oben rechts).
3.3 Mittlere Ortszeit (MOZ)
3.3.1 Allgemeines
Die wahre Sonnenzeit ist kein gleichförmig ablaufendes Zeitmaß. Wahre Sonnentage (Zeitspanne von
einem Sonnenhöchststand zum andern) sind verschieden lang. Erstens weil die Ekliptik gegen den
Himmelsäquator geneigt ist und damit eine Verzerrung der Tageslängen bewirkt. Zweitens ist durch den
ellipsenförmigen Lauf der Erde um die Sonne der Abstand Erde - Sonne nicht konstant. Daraus ergeben sich
im Laufe des Jahres nach dem 2. Kepler'schen Gesetz ungleiche Winkelgeschwindigkeiten der Erde (Abb.5). Um zu
einer gleichförmigen Zeitmessung zu gelangen, führte man Ende des 18. Jahrh. eine mittlere (fiktive)
Sonne ein, welche uns die mittlere Sonnenzeit liefert. Diese gedachte Sonne durchläuft mit konstanter
Geschwindigkeit den Himmelsäquator und benötigt für den Umlauf von Frühlingspunkt zu
Frühlingspunkt genau ein 'tropisches Jahr'. Ihr Stundenwinkel ergibt die mittlere Ortszeit (MOZ).
Die Differenz zwischen wahrer und mittlerer Zeit heißt Zeitgleichung (ZG) :
ZG = wahre Ortszeit - mittlere Ortszeit
Abb. 6 zeigt in Diagrammform die
Zeitgleichung in Minuten. Sie setzt sich aus zwei Komponenten zusammen ( 1. Komponente : Neigung der
Ekliptik - strichliert dargestellt; 2. Komponente : elliptische Bahn der Erde um die Sonne - punktiert
dargestellt). Man erkennt auf dem Diagramm die Abhängigkeit der Zeitgleichung vom Datum.
Eine Sonnenuhr, welche die mittlere Ortszeit angeben soll, kann in der Regel nur mit einem Punktschattenwerfer
realisiert werden. Die Zeitlinien sind in diesem Fall keine Geraden sondern geschwungene Linien, die einer
Achterschleife gleichen. In Abb. 7 sind am Beispiel einer vertikalen Sonnenuhr Zeitlinien der WOZ (Gerade) sowie
eine gekrümmte Zeitlinie der MOZ (Achterschleife für 12 Uhr) dargestellt. Damit man bei der Achterschleife
den Ablesepunkt nicht verwechselt, sollte auf dem Zifferblatt in irgendeiner Form das Datum feststellbar sein.
3.4 Zonenzeiten
Im Jahre 1894 wurden weltweit die mittleren Ortszeiten durch Zonenzeiten ersetzt. Darunter versteht man mittlere
Ortszeiten jener Längengrade von Greenwich aus gemessen, die durch 15 teilbar sind.
Für fast ganz Europa gilt seither die Mitteleuropäische Zeit (MEZ), die mit der
mittleren Zeit für Orte am 15. Längengrad (zum Beispiel Gmünd in Niederösterreich oder Görlitz
in Deutschland) übereinstimmt.
Wirtschaftliche Gründe haben dazu geführt, in Europa etwa zwischen Frühlings-und Herbstbeginn
die Mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ) als Gebrauchszeit zu verwenden. Sie ist die
mittlere Ortszeit für Orte am 30. Längengrad östlich von Greenwich und damit identisch mit der
Osteuropäischen Zeit.
MESZ = MEZ + 1 Stunde
Neben den herkömmlichen Sonnenuhr - Typen gibt es viele Sonderformen, die hier aber aus Platzmangel
nicht beschrieben werden können. Weiters enthalten manche Sonnenuhren neben der Zeit- und der
Datumsangabe kalendarische, astronomische, geographische und sogar astrologische Informationen. Nachfolgend
werden die häufigsten Sonderfunktionen und besonderen Sonnenuhr - Typen beschrieben.
4.1 Sonnenuhren für WOZ bezogen auf einen Zeitzonenmeridian
Es gibt Sonnenuhren, welche die WOZ für Orte am 15. Längengrad anzeigen, obwohl ihr Standort nicht am
15. Längengrad liegt. Bei diesen Sonnenuhren ist für die Umrechnung auf die MEZ eine Längenkorrektur nicht
erforderlich, sondern nur eine Korrektur entsprechend der Zeitgleichung.
Erkennbar sind sie dadurch, dass die 12-Uhr-Linie nicht in der Vertikale liegt, sondern je nach der der
Differenz des Ortsmeridians zum Zonenmeridian von dieser vertikalen Lage abweicht.
In Abb.8 ist eine vertikale Süduhr für Genf/Schweiz dargestellt, welche für den Zonenmeridian
(l = -15° )berechnet wurde. Die geogr. Länge von Genf beträgt
-6,15° . Die Stundengeraden sind daher um 35,4 Minuten ( = 8,85 x 4 Min) im Uhrzeigersinn von ihrer
Normallage gedreht.
4.2 Tages- und Nachtlängen
An bestimmten Tagen des Jahres entspricht die Länge des lichten Tages vollen Stunden. Angaben der
Tageslänge war für die Menschen früherer Zeit sehr wichtig. Es gibt Sonnenuhren, welche die
Deklinationslinien dieser Tage enthalten. Auch die Schnittpunkte dieser Tageskurven mit Stundengeraden (meist
mit der XII - Uhr - Geraden) in Skalenform sind dargestellt. Eine dritte Variante besteht darin, dass am Rand
des Zifferblattes die Tages- (und Nacht- ) längen angegeben sind.
4.3 Sonnen- Auf- und Untergänge
Ähnlich wie bei den Tageslängen können die Deklinationslinien derjenigen Tage dargestellt
werden, an denen der Sonnen - Auf- bzw. Untergang zu einer vollen Stunde stattfindet. Die Datumslinien sind
meist nicht in voller Länge gezeichnet, sondern nur in Form eines Skalenbandes an den
Zifferblatträndern.
4.4 Mittags- bzw. Mitternachtsanzeige für andere Orte
Sehr beliebt ist die Darstellung des Mittags- oder Mitternachtszeitpunktes von bedeutenden Städten.
4.5 Monduhren
Bei jeder Sonnenuhr mit erdachsparallelem Schattenstab oder Punktschattenwerfer kann auch der Mondschatten zur
Zeitablesung verwendet werden. Zur Bestimmung der wahren Ortszeit muß zusätzlich der Mondwinkel
addiert werden.
WOZ = Mondschattenzeit + Mondwinkel
Der Mondwinkel ist die Stundenwinkeldifferenz zwischen Sonne und Mond. Bei Vollmond beträgt der Mondwinkel
12 Stunden. Liest man zum Vollmondzeitpunkt auf einer Sonnenuhr mittels des Mondschattens die Uhrzeit ab, dann
entspricht sie der um 12 Stunden verschobenen WOZ. Für je einen Tag vor oder nach dem Vollmond verringert oder
vermehrt sich der Mondwinkel um etwa 48 Minuten.
Die sogenannten 'Monduhren' besitzen in der Regel auf dem Zifferblatt eine Tabelle, welche für jedes Mondalter
die Größe des Mondwinkels in Stunden und Minuten anzeigt.
Unter dem Begriff 'Mondalter' versteht man die Anzahl der Tage ab dem Neumondzeitpunkt. Zum Vollmond
beträgt das Mondalter 15 Tage.
Kennt man das Mondalter, kann man mit Hilfe der Tabelle mittels des Vollmondschattens die WOZ auf einer
Sonnenuhr bestimmen.
Auf der oben abgebildeten Sonnenuhr ist unter der Bezeichnung HOROLOGIUM LUNARAE eine Tabelle mit dem Mondalter
von 1 bis 30 und dem dazugehörenden Mondwinkel in Stunden und Minuten zu sehen. Leider ist das Zifferblatt
nicht exakt gezeichnet.
4.6 Analemmatische Sonnenuhren
Eine analemmatische Sonnenuhr entsteht in der Regel durch Parallelprojektion einer Äquatorialuhr auf ein
ebenes Zifferblatt in beliebiger Lage. Der Schattenstab muss beweglich angeordnet werden und seine Lage ist vom
Datum abhängig.
Das Wort Analemma geht auf Vitruvius (1.Jh.v.Chr.) zurück und bezeichnet den zeichnerischen
Konstruktionsentwurf einer Sonnenuhr mit Punktzeiger durch Grundriß und Aufriß.
Die in der Praxis vorhandenen Zifferblätter sind meist horizontal und der vertikale Schattenstab wird durch
einen Menschen ersetzt. Das ellipsenförmige Zifferblatt besitzt in der kleinen Achse eine Skala mit
Datumsangabe. Auf dieser Skala ist der Gnomon (oder ein Mensch) als Schattenwerfer dem Datum entsprechend
zu positionieren.
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